• Schließlich will ich doch noch eine Kantate ansprechen, seit etwa einem Jahr mein hauptsächlich gehörtes Werk von Bach: J.S. Bach: Christ lag in Todesbanden, BWV 4 - The Church Cantatas, Vol. 139, https://www.youtube.com/watch?v=-G8jnLlTbeA, Gesamtdauer 19:19 Minuten, eingestellt 26.11.2023, aktuell (3.02.2024) 4.591 Aufrufe. Die zeitlichen Einsprungadressen der Einzelsätze sind: Christ lag in Todesbanden, BWV 4: 00:00 I. Sinfonia, 01:15 II. Coro Versus I. Christ lag in Todesbanden, 05:05 III. Duetto, Versus II. Den Tod niemand zwingen kunnt (Soprano, Alto), 08:47 IV. Aria Versus III. Jesus Christus, Gottes Sohn (Tenore), 10:51 V. Coro, Versus IV. Es war ein wunderlicher Krieg, 13:10 VI. Aria, Versus V. Hier ist das rechte Osterlamm (Basso), 16:17 VII. Duetto, Versus VI. So feiern wir das hohe Fest (Soprano, Tenore), 18:02 VIII. Choral, Versus VII. Wir essen und leben wohl (Coro).

  • Dieses Werk ist absolut erstaunlich, ein frühes Opus vermutlich bereits von 1707 (Bach war da etwa 22), später (1724/1725) überarbeitet, nimmt eine der ältesten erhaltenen musikalischen Vorlagen auf, die - auf der Sequenz „Victimae paschali laudes“ des Hofkaplans Wipo der Kaiser Hinrich II, Konrad II und Heinrich III. aus dem 11. Jh. und dem darauf aufbauenden Lied „Christ ist erstanden“ aus dem 12. Jh. gegründet - 1524 von Luther verwendet wurde und danach in vielen Fassungen weiter genutzt wurde. Bach selbst hat das Modell vielfach eingesetzt und hier in der Kantate nach einer hinführenden Sinfonia in allen folgenden (sieben) Sätzen - den Strophen des Liedes folgend - als Thema genutzt. Ich habe mich an anderer Stelle etwas detaillierter mit dem Aufbau dieser Kantate beschäftigt und will das hier nicht ausbreiten, wohl aber nahelegen, bezüglich der Symmetrie und der Rhythmuswechsel aufmerksam zu sein.

  • Die vorliegend empfohlene Einspielung ist die von mir von dem guten Dutzend mir bekannten Aufnahmen die am höchsten eingeschätzte, möglicherweise erstaunlich aus der preiswert angebotenen Gesamteinspielung aller Bach-Kantaten mit Pieter Jan Leusink und dem Niederländischen Bach Collegium, dem Holland Boys Choir, und natürlich Vokalsolisten: Die Tempi mit ihren Modifikationen und die Dynamik (Lautstärke und deren Variation) werden nach meiner Wahrnehmung in kaum zu übertreffender Weise gesetzt, speziell die Balance zwischen den Stimmen (Instrumente, Solisten und Chor) empfinde ich als hervorragend, möglicherweise auch eine besondere Leistung der Mischung in der Postproduktion - jedenfalls ergibt das eine erstaunlich hohe Transparenz der teils hoch komplexen polyphonen Führung. Die zweite Quelle für die überzeugende Transparenz und Gesamtwirkung ist wohl die lebhafte Artikulation der einzelnen Stimmen mit ihren spezifischen Timbres und ihrer jeweils eigenen musikalischen Logik.

  • Auch wenn ich glaube, auf die hohe unmittelbare Wirkung der melodischen Führung, komplexen Harmonik und variantenreichen Rhythmik in ihrem Zusammenspiel setzen zu können, ist der Abstand zu den aktuell üblichen Klangmustern doch soweit deutlich, dass man Kinder möglicherweise nicht in forcierter Form heranführen sollte. Für das eigene Studium könnte hilfreich sein die Einspielung mit Damien Guillon unter: https://www.youtube.com/watch?v=nrq626ro5VU, Dauer: 0:11 Minuten, bei der der Notentext mitlaufend gezeigt wird. Als Referenzaufnahme sei auch die Aufnahme mit Masaaki Suzuki, https://www.youtube.com/watch?v=qIuNKzR9PPc, Dauer: 18:35 Minuten, genannt, die wohl etwas perfekter als die mit Leusink daher kommt, aber nach meiner Wahrnehmung auch etwas steriler. Sehr interessant ist auch die Aufnahme mit Jansson https://www.youtube.com/watch?v=HWazbifRbB4, Dauer 24:04 Minuten, mit lediglich 6 SängerINNEn und 5 InstrumentalistINNen, natürlich vokal besonders durchsichtig, instrumental jedoch bei manchen Sätzen recht dünn und unausgewogen, auch wenn die Orgel einiges abfangen kann - natürlich sind das alles wie auch eine Reihe weiterer Einspielungen musikalische Höchstleistungen, denen ich ungeachtet kritischer Anmerkungen mit größtem Respekt begegne.