• Einer der Großmeister aus dem Elisabethanischen goldenen Zeitalter ist John Dowland (mit u.a. Byrd, Gibbons, Tomkins, Weelkes, Morley, Campion, Bull, Philips), insbesondere die vielfach unterschiedlich vokal und instrumental darstellbaren Songs erscheinen mir bemerkenswert, insgesamt Four Books Of Songs (1597, 1600, 1603 und 1612) mit zusammen 85 Titeln. Als autoritative Einspielung des Gesamtwerks (incl. der umfangreichen Kompositionen für Laute, Transcriptionen für Tastenisntrumente etc.) kann vermutlich die ab 1976 und als Box mit 12 CDs 1997 bei Decca/L’Oiseau-Lyre erschienene Einspielung mit dem Consort of Musicke von Anthony Rooley (*1944) und u.a. seiner langjährigen Partnerin, der absolut famosen (inzwischen geadelten: „Dame“, also Ritterin) Sopranistin Emma Kirkby gelten. Eine breite Auswahl aus den Songs bietet bi YouTube The Best of John Dowland, unter: https://www.youtube.com/playlist?list=PLSAJ4or3qJ7bs5Dp8kFFWP6RoBBZPb6hU, insgesamt 47 einzeln anwählbare Tracks aus der o.a. Gesamtausgabe von Dowland mir Rooley’s Consort of Musicke. Als besonders bekannt können z.B. Nr. 8: Come Again: Sweet Love Doth Now Invite (1597), Nr. 9: Go crystal tears (1597), Nr. 24: Can she excues my wrongs (1597) gelten.

  • Das 1. Songbook, CD 1 der GA, gibt es komplett: Dowland: First Booke of Songes, https://www.youtube.com/playlist?list=PLE7eKDUg5zl6ECpCbFPgx18JDIzMRy1eo, mit 21 einzeln auswählbaren Tracks, Gesamtdauer 01:16:04 Stunden, neben den oben erwähnten Titeln könnten auch noch besonders erwähnt werden: 6. Now, O now I need must part, 11. Come away, come sweet love und 18. His golden locks. Ebenso das 2. Songbook, CD 2 der GA: The Second Booke of Songs, John Dowland, https://www.youtube.com/playlist?list=PLmp5fbFL0vetukdTzzos7T93SFCh-UyNa, mit 22 einzeln anwählbaren Tracks, Gesamtlänge 01:10:09 Stunden, besonderes herauszuheben davon: 2. Flow my tears, 12. Fine knacks for ladies, 17. A shepard in a shade. Das 3. Songbook, CD 3 der GA, bei YouTube: Dowland: Third Booke of Songs, https://www.youtube.com/playlist?list=PL09CwpBb7hcZ2udnkOAxxSzz2vX0UyLyw, mit 21 einzeln auswählbaren Tracks, Gesamtdauer 01:12:12 Stunden, mit u. a. 5. Me, me and none but me, 7. Say, Love, if ever thou didst find und 11. Lend your ears to my sorrow. Auch „A Pilgrim‘s Solace“ ist komplett eingestellt, mit weiteren Kompositionen: Dowland: A Pilgrim‘s Solace; Mr Henry Noell Lamentations; Psalmes, https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mru9GCeTM9KqyPC-jeRkxoQWW7yqi8sHU, 38 einzeln auswählbaren Tracks, in der GA CD 4 und Teile der CDs 5, 6 und 7, Gesamtdauer ca. 02:02:00 Stunden, u.a. mit 9. Go nightly cares, 24. Lord consider my distress (Miserere mei Deus) und 36. All people that on earth do dwell.

  • Es ist charakteristisch für die Songs von Dowland, dass sie in unterschiedlicher Besetzung vorgetragen werden können: von reiner vokaler a-capella-Besetzung als vierstimmige Lieder bis zu rein instrumentaler Besetzung, etwa mit vier Blockflöten; außerdem können mehr oder weniger beliebig einzelne Stimmen durch Instrumente ersetzt oder gedoppelt werden, wie auch für Variationen einzelne Stimmen ausgelassen oder oktaviert und instrumentale Stimmen weiter ausgearbeitet, umspielt oder zerlegt werden können. Dies wird in der Praxis auch fleißig in unterschiedlicher Form so exekutiert, und bei YouTube gibt es eine reichliche Auswahl verschiedener Auffassungen und Arrangements, speziell auch mit einer Gesangsstimme und instrumentaler Begleitung (vorzugsweise Laute bzw. Gitarre). Bei Bedarf kann man unter dem Suchbegriff „Dowland“ praktisch endlos Ergebnisse finden (in nicht nur unterschiedlicher musikalischer Ausführung, sondern auch in verständlicherweise ganz unterschiedlicher Qualität) und sich daraus in großem Umfang bedienen. Hier sollen speziell zu einem Song alternative Varianten vorgestellt und empfohlen werden, nämlich zu „Now, O Now I Need Must Part“, als Modell auch als Frog Galliard bekannt, ein auch von anderen Komponisten genutztes Thema, und in der Dowland-Version in wirklich unzähligen Varianten im Internet bei YouTube zu finden. Zumal ich selbst diesen Titel vor annähernd 60 Jahren als ersten von Dowland als vierstimmiges Lied kennen gelernt habe und mir auch die Fassung in der oben herangezogenen Gesamtausgabe nicht besonders überzeugend erscheint, seien hier zwei weitere Fassungen angegeben:

  • Zunächst eine besonders einfache und klare Variante: Now, O Now I Needs Must Part, https://www.youtube.com/watch?v=4E54wQObBoom, Dauer 04:00 Minuten, eingestellt 07.11.2018, aktuell (03.02.2024) 231 Aufrufe, eine Auskoppelung aus der CD „Cantus Thuringia - Time Stands Still“ von 2018 bei Deutsche Harmonia Mundi / Sony. Das gesamte Album Time Stands Still Cantus Thuringia ist bei YouTube unter: https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mubbrqCvKMLE0oZtzgKODsSHb-1GqcG7M eingestellt, 23 einzeln abzurufende Tracks, Gesamtdauer 01:01:14 Stunden. Das Album enthält eine Reihe von Paradenummern von Dowland, neben Now, O Now I Must Part u.a. auch das unvermeidliche Come again, hier mit einer jubilirenden Blockflöte, aus dem 1. Songbook und das namensgebende Time Stands Still, Nr. 2 aus dem 3. Songbook - ein ganz zartes Liebsliedchen, das sich sicher auch als Einschlaflied bewährt. Dazu sind nach einem alten Choral von Thomas Tallis (1505-1585) einige hübsche Instrumentalstücke von Mathew Locke (1621-1677) und Henry Purcell (1659-1695) eingeschlossen, die absolut hörenswert sind (Nr. 10, ein an sich schönes Lied, geht bei mir allerdings nicht) und mit ihrer Kurzweiligkeit und Blockflöten-Lastigkeit auch Kindern gut zumutbar - die absteigende Basslinie bei Purcell’s A New Ground ist geradezu hypnotisch. Insgesamt eine überzeugende Zusammenstellung mit bemerkenswerter Qualität der Einzelaufnahmen; die geringen, teils nur zweistelligen Aufrufzahlen der einzelnen Nummern sind offenbar nicht sachlich begründet, sondern lediglich durch die schwere Auffindbarkeit der Aufnahmen bei YouTube verständlich - umso mehr freut es mich, dass ich nach langem Stöbern doch noch darauf gestoßen bin.

  • Eine besonders flotte und lockere Aufnahme: First Book of Songs: No. 6, Now O Now I Needs Must Part, https://www.youtube.com/watch?v=gLLKAwBmCRo, Dauer 03:25 Minuten, eingestellt 29.07.2021, aktuell (03.02.024) ganze 36 Aufrufe erscheint mir als die überzeugendste der etwa 100 durchgeprüften Einspielungen. Es war richtig mühsam, bis zu dieser selten gehörten Aufnahme durchzudringen, sie stammt von einer Erato/Warner-CD aus 1996 mit der Boston Camerata unter Joel Cohen (*1942); die hervorragende Sopranistin des Ensembles ist übrigens Anne Azéma, die Ehefrau von Cohen, die mittlerweile auch die Leitung der Boston Camerata übernommen hat. Auch die gesamte CD ist als Einstieg wahrscheinlich kindgerechter als die oben angeführte GA von Rooley et al., sie ist auch bei YouTube zugänglich - auch hier sprechen die niedrigen Aufrufzahlen dafür, dass bei exquisiter Qualität Mängel der Auffindbarkeit bestehen: Farewell, Unkind. Songs & Dances of Dowland, https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mbMkEgWfDehjRfyUqprTbx1PpYEbkl0H4, insgesamt 26 einzeln abrufbare Tracks, Gesamtdauer 01:08:44 Stunden: Überzeugende, klare Stimmen in allen Registern, die auch einzeln a capella bestehen können, ein kleines Ensemble von Instrumentalisten, überzeugende Arrangements und klanglich ausgewogene Aufnahmen - ich werde diese CD wohl in meine Top20-Auswahl aufnehmen. Nachdem eigentlich das gesamte Programm überzeugend ist, fällt es schwer, davon noch spezielle Titel auszuzeichnen, jedenfalls genannt werden können: Nr. 10: If My Complaints Could Passions Move, Nr. 14: Come Again, Sweet Love Doth Now Invite und Nr. 15: Go, Chrystal Tears aus dem 1. Songbook. Die über die Songs hinausgehende Auswahl der CD - z.B. der nette Tanz Nr. 19: Mr. George Whitehead His Almand, Nr. 15 aus den Lachrimae - führt gleich zum nächsten Abschnitt. (Kurioserweise ist in der vorliegenden YouTube-Fassung das Titellied Farewell, Unkind Farewell, die letzte Nummer der CD, fehlerhaft nicht enthalten, sondern durch eine Wiederholung von Now, O Now I Need Must Part ersetzt. Deswegen hier der Form halber noch der Hinweis auf die Instrumentalfassung Farewell, Unkind, https://www.youtube.com/watch?v=Z090oJjYo3Q, Dauer 01:25 Minuten, mit der bekannten Cembalistin Christiane Jacottet und wieder mit Cohen, diesmal als Lautenist, von einer Aufnahme aus dem Jahr 1971 (CD 1973), bei Vox/Turnabout.)