• Neben sakraler Musik, u.a. das bekannte Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ hat Michael Praetorius (es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Praetorii) auch die sehr umfangreiche Sammlung Terpsichore mit mehr als 300 Tanzstücken publiziert. Die einzelnen Stückchen sind in der Regel recht kurz und vor allem ist die originale Notenaufzeichnung extrem sparsam, sodass sehr viel Raum für die jeweilige Interpretation gegeben ist. Eine vollständige Aufnahme ist mir nicht bekannt, wohl aber gibt es eine ganze Reihe von ausgewählten Zusammenstellungen. Empfehlenswert erscheint mir bei YouTube: Michael Praetorius Dances from Terpsichore (Complete).; https://www.youtube.com/watch?v=H3U5aYluCVk, Gesamtdauer: 50:30, eingestellt 2013, bislang knapp 300.000 Abrufe. Es handelt sich dabei um die Übernahme von einer Cassette/LP/CD des New London Consort unter Philipp Pickett von L’Oiseau-Lyre/Decca aus dem Jahr 1986, mittlerweile vielfach wiederaufgelegt. Reizvoll ist dabei insbesondere auch die vielfältige wechselnde Instrumentierung mit teils heutzutage weitgehend vergessenen Instrumenten und ihrem ungewöhnlichen Klang. Anders als im Titel angegeben ist es keine komplette Einspielung, sondern lediglich eine Auswahl von gut zwei Dutzend Nummern. Die Einzeltitel sind im Kommentarteil mit den Einsprungzeiten aufgelistet: 00:02 Passameze, 01:26 Galliarde, 03:36 La Bouree, 05:33 Bransle de la Torche (Version 1), 07:31 Bransle simples/gay/double, 11:58 Bransles de Villages, 16:02 Philou, 18:59 Ballet des Sorciers, 19:38 Ballet des Princesses, 22:18 Ballet / Ballet des Bacchanales / Ballet des Matelotz / Ballet des Coqs, 25:39 Bransle de la Torche (Version 2), 26:59 Pavane de Spaigne, 30:57 Spagnoletta, 32:46 Passameze pour les Cornetz, 34:34 Courante, 36:56 Courante, 38:30 Courrant de Bataglia, 39:54 La Sarabande, 41:38 Volte du tambour & 3 Voltes (Version 1), 46:39 4 Voltes. Besonders erwähnen könnte ich „La Bouree“ (03:36), Ballet des Princesses (19:38), die nachfolgende Balletsuite (22:18), und vor allem die reizende Spagnoletta (30:57), ein um 1600 weit verbreitetes Thema, die ich zu Teilen auch schon seit vielen Jahren am Klavier angespielt habe, zumeist ohne zu wissen, woher die Musik eigentlich kommt. Die CD ist 2018 auch noch ein weiteres Mal eingestellt worden: Michael Praetorius - Dances from Terspsichore (1612), https://www.youtube.com/watch?v=Vtk9c85uHU8, bei - soweit erkennbar - gleichem Inhalt mit geringfügig unterschiedlicher Laufzeit von 51:29 Minuten und aktuell knapp 100.000 Aufrufen; auch hier ist die Liste der Einzeltitel mit den zeitlichen Einsprungadressen am Anfang des Kommentarteils zugänglich.

  • Eine weitere schöne Auswahl mit etwas mehr (drei Dutzend) Titeln ist 1994 bei Ricercar auf CD eingespielt worden mit den Gruppen La Fenice unter Jean Tubery, La Bande des Violons unter Francois Fernandez, vielen Solisten wie Christina Pluhar etc. Die Nummern dort sind bei YouTube der Wiederauflage von 2018 folgend einzeln eingestellt und zu erreichen über die Suche „ricercar praetorius terpsichore“, https://www.youtube.com/results?search_query=ricercar+praetorius+terpsichore; die Produktion von Outhere von 1994 in der Ausgabe der Wiederveröffentlichung von 2018 bei Ricercar/Outhere gibt es auch in einem Gesamtablauf (die tracklist mit den zeitlichen Einsprungadressen der 36 Titel ist im Vorspann beigegeben) unter dem Titel: 1 HOUR WITH PRAETORIUS: Discover the master of baroque ballet, https://www.youtube.com/watch?v=c0uwNBPzpA0, Gesamtdauer 01:13:22 Stunden, eingestellt 07.06.2019 (von Classicool), aktuell (31.01.2024) 13.205 Aufrufe. Neben den aufgelisteten Einzeltiteln findet sich dann auch ein Summentitel mit getrennten Einzeleinträgen: „Praetorius: Terpsichore Musarum (Ricercar in Eco)“, unter: https://www.youtube.com/watch?v=is2tXL7tN3M&list=OLAK5uy_la59XR6kd3InGvB1fxf6i72BYJl132x9k, laufen die 37 Einzeltitel entsprechend dem rechts gezeigten Menu der Reihe nach ab - zusätzlich, sozusagen als Bonustrack, eingestellt ist hier noch das „Ballett de la Reine à 4“ mit einer Laufzeit von 06:18 Minuten mit „La Bande de Luths“, discogs weist dazu nicht mehr die Originalveröffentlichung nach, sondern nur die Wiederveröffentlichung im Rahmen einer 8-CD-Sammlung bei Ricercar von 2009; eingestellt wurden die Tracks 2018 und sind bislang kaum abgerufen worden, was schade ist: die Musik ist wirklich hübsch, die Interpretation ist sehr fein und die technische Qualität der Einspielungen ist hervorragend. Im Vergleich mit der Aufnahme mit Picket et al. bei Decca ist diese farbiger, vitaler, rustikaler, während die mit Tubery bei Ricercar kultivierter, höfischer daherkommt, zwar im Klangraum auch vielfältig, aber doch dezenter - beide Fassungen haben ihren jeweiligen Reiz: zur ersten kann man besser tanzen & springen, zur zweiten sich entspannter zurücklehnen. Stimmungsmäßig könnte man vielleicht auch sagen: die erste Fassung lässt eher Elisabeth von England und das Bankett anlässlich des Siegs über die Spanische Armada assoziieren, die zweite Fassung dagegen eher Ludwig XIV. von Frankreich und die Feier beim Sieg über die Fronde. Bei durchaus erheblichen Überschneidungen ergänzen sich beide Aufnahmen auch erheblich und bieten zusammen einen doch guten Überblick über das Riesenwerk „Terpsichore“. Auch die Noten sind im Volltext kostenfrei erhältlich (vgl. insbesondere die breit gefächerte Übersicht unterschiedlicher Ausgaben bei der bekannten Notenbibliothek IMSLP: https://imslp.org/wiki/Terpsichore,_Musarum_Aoniarum_(Praetorius,_Michael)), damit können die vielfach (harmonisch, nicht rhythmisch) einfach gesetzten Stücke auch ganz gut am Klavier oder auf der Gitarre nachgespielt werden - und der Rhythmus kommt bei engagiertem Spiel von selbst.

  • Ergänzend und alternativ wird auf eine weitere CD-Übernahme auf YouTube hingewiesen: Dances from Terpsichore (1612), https://www.youtube.com/watch?v=KquYLrg6DzY&list=OLAK5uy_nu6Pf8R2rdubXekK-66VYemXwj9IaMHtw&index=3, insgesamt 39 einzelne Tracks, zusammen ca. 01:17:00 Stunden, die der Reihe nach abgespielt werden von der alto-CD „Praetorius - Dances from Terprichore & more; Praetorius Consort, Christopher Ball“ von 2010, der Witz: weit mehr als Praetorius, nämlich nach 7 Tracks (mit mehr Titeln) aus Terpsichore (1612) 9 Tänze aus der Orchesographie von Arbeau (1589), dann 9 Tänze in 3 Tanzfolgen von Lambranzi (ca. 1640), dann 11 kurze Liedchen („Airs“) von Holborne (1599), sowie schließlich 9 deutsche und polnische Tänze von Demantius (1601). Die großteils schon in den 1970er Jahren verschiedentlich auf LP veröffentlichen Aufnahmen wurden erweitert ab 2002 mehrfach wiederaufgelegt. Schon, dass Praetorius hier in einen passenden Zusammenhang gestellt wird, erscheint bemerkenswert; die beeindruckende Instrumentierung mit den Klängen der alten Instrumente (Krummhorn, Kornamuse, Kurzholz, Rauschpfeife, Dulzian …) macht die Einspielung auch recht farbig und hörenswert. Beispielsweise herausheben kann ich Nr. 21, Nowel‘s Galliard, einen mir aus dem Fitzwilliam Book von etwa 1610 seit Jahrzehnten naheliegenden Ohrwurm - aber die persönlichen Vorlieben mögen ganz unterschiedlich sein, wie ja auch nicht jeder Titel jeder Person gefallen muss.