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Bühnenmusik ist ein weiterer Schwerpunkt der Musik von Purcell; neben musikalischen Beiträgen zu mehreren Dutzend Theaterstücken und der Kurzoper Dido und Aeneas (mit dem besonders berühmten Dido’s Lament) handelt es sich um etwa ein halbes Dutzend sog. Semiopern, d.h. Gestaltungen des Musikteils der die Sprechhandlung begleitet. Die bedeutendste dieser Semiopern dürfte zweifellos King Arthur von 1691, also genau 100 Jahre vor Mozarts Zauberflöte, sein. Sie soll auch hier aufgenommen werden, zumal sie auch eine ganze Reihe barocker „Hits“ enthält, teils rein instrumental, teils mit Gesangspartien. Die größeren Bühnenstücke Purcells wurden von John Elliot Gardiner, einem der englischen Barock-Altmeister (* 1943), mit dem Monteverdi Choir und Orchestra auf einer ganzen Reihe von CDs ab 1977 bei ERATO produziert und mehrfach wieder aufgelegt; es sind wohl nach wie vor Referenzeinspielungen und speziell auch Gardiners King Arthur sehr überzeugend. Hier soll jedoch eine jüngere Einspielung herangezogen werden:
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Henry Purcell: King Arthur, https://www.youtube.com/watch?v=8DrkEHArwA4, Gesamtdauer 02:01:53 Stunden, eingestellt 02.12.2022, aktuell (05.02.2024) 17.098 Aufrufe; Mitschnitt (Bild und Ton) vom Centre AMUZ (Festival van Vlaanderen, Antwerpen) vom Januar 2018, als Doppel-CD-Album bei Alpha Classics/Outhere veröffentlicht. Die mit Abstand eindrucksvollste mir bekannte Fassung: Vox Luminis unter Lionel Meunier kann gegenwärtig wohl weltweit als Barockensemble als mit an der Spitze angesehen werden. Die gesprochenen Texte (das eigentliche Theaterstück) werden meisterlich vorgetragen - was natürlich die Gesamtlänge gegenüber den reinen Musikaufnahmen deutlich vergrößert. Die Aufnahmequalität incl. Postproduction kann ich mir auch nicht besser vorstellen. Die Präsenz des Live-Mitschnitts ist natürlich auch mehr wert als denkbare Text-, Noten - oder Trackeinblendungen; ggf. muss man halt selbst notieren, wann welche Titel kommen und allenfalls da oder dort in das Gesamtprogramm eingesprungen werden soll.
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Als ersten Höhepunkt kann man wahrscheinlich die bukolische Szene „How blest are shepards, how hapyy their lasses …“ etwa ab Minute 35 ansprechen mit den anschließenden Nummern „Shepard, shepard leave decoying …“ und „Come Shepards, lead up a lively measure …“ - mit einem beachtlichen Text. Dann die berühmte Frost-Szene (The Cold Genius) ab etwa Minute 53: Die Streicher müssen dabei so klingen, als würden sie an Eis schaben, und den kalten Genius fröstelt es im gleichen Rhythmus; in der Fortsetzung shivert das gemeine Volk in doppeltem Tempo, bis die Liebe alles wieder aufwärmt. Schließlich ist gegen Ende, ab Minute 97, noch einmal ein Doppelschlag herauszuheben: Zuerst die besoffene Jahrmarktszene „Your hay it is mow’d …“, dann gekontert durch das innig-hymnische Sopranlied „Fairest isle …“ - mehr britischer Patriotismus geht nicht - bis die Chose schließlich mit einer lieblichen Chaconne ausklingt. Ich habe allerdings zunächst keine Vorstellung, wieweit die an sich recht eindrucksvollen Klangbilder für kleine Kinder zumutbar sind: Ich würde zunächst davon ausgehen, dass sie als akustischer Background innere Bewegung mitschwingen lassen; dann dürften auch die rhythmischen instrumentalen Stückchen wirken; schließlich könnten - vielleicht auch erst in Jahren - die Liedchen und dann die Story aufgrund des eindrucksvollen Vortrags Interesse und Verständnis finden.
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Für eine detaillierte Verfolgung der einzelnen Nummern sei noch eine andere Aufnahme angeboten, auch hörenswert, aber qualitativ nicht auf gleichem Niveau: King Arthur (Complete Opera) - Henry Purcell (Best Version) - Links in description, https://www.youtube.com/watch?v=z85m3m3f41k, Gesamtdauer 01:16:07 Stunden, eingestellt 01.04.2018, aktuell (05.02.2024) 65.510 Aufrufe; Übernahme der CD mit Le Concert Spirituel unter Hervé Niquet von 2003/2004 bei Glossa. Einwandfreie, relativ flotte Einspielung (z.B. bei Nr. 25 etwas übertrieben) mit einer einschlägig hochgeschätzten Truppe. Der detaillierte Ablauf mit den jeweiligen zeitlichen Eisnprungadressen ist im Vorspann gelistet: 1. Overture 0:00, 2. Air 2:04, 3. Symphony (Act 1) 2:58, 4. Woden, first to thee 4:27, 5. To Woden thanks we render 6:23, 6. The lot is cast and Tanfan pleas’d 7:40, 7. Brave souls to be renown’d in story 8:03, 8. I call you all to Woden’s hall 9:51, 9. Come if you dare, our trumpets sound 11:53, 10. Hither this way, this way bend 15:10, 11. Let not a moon-born elf mislead ye 17:18, 12. Hither this way, this way bend 18:28, 13. Come follow, follow, follow me 19:02, 14. How blest are shepherds, how happy their lasses 21:07, 15. Shepherd, shepherd leave decoying 25:49, 16. Come, shepherds, lead up a lively measure 27:02, 17. Symphony (Act 2) 27:56, 18.Prelude to ‘Frost scene’ 28:50, 19. What ho! thou genius of this isle 29:18, 20. What power art thou, who from below, hast made me rise 30:07, 21.Thou doting fool, forbear, forbear 32:39, 22. Great Love, I know thee now 33:17, 23. No part of my dominion shall be waste 34:01, 24. Prelude (Act 3) 34:47, 25. See, see we assemble thy revels to hold 35:38, 26. Tis I, tis I, tis I, that have warmed ye 36:52, 27. Duet: Sound a parley, ye fair, and surrender 39:05, 28. Symphony (Act 3) 43:52, 29. Two daughters of this aged stream are we 44:22, 30. Passacaglia : How happy the lover 46:21, 31. Symphony (Act 4) 52:18, 32. Trumpet Tune (Act 5) 52:49, 33. Ye blust’ring brethren of the skies 53:36, 34. Symphony (Act 5) 56:08, 35. Round thy coasts, fair nymph of Britain 58:05, 36. For folded flocks, and fruitful plains 59:11, 37. Your hay it is mow’d and your corn is reap’d 1:01:17, 38. Fairest isle, all isles excelling 1:02:48, 39. Duet: You say, ‘tis love creates the pain 1:06:47, 40. Trumpet tune: Our natives not alone appear 1:11:17, 41. Chaconne 1:13:01. Man kann also gezielt nach Wunsch auch jeweils zu gewünschten Einzeltiteln oder Abschnitten springen.