• Als Erweiterung zu den geistlichen Madrigalen rege ich Schein’s Werk „Banchetto Musicale“ von 1617 an, im Gegensatz zu mIsraelsbrünnlein ganz weltlich, nämlich als Tafelmusik mit Tanzstückchen, nicht vokal geprägt, sondern rein instrumental. Von den insgesamt 20 Orchestersuiten werden in der vorgeschlagenen Einspielung 4 dargeboten (Nr. 16, 2, 56 und 20), sie bestehen jeweils aus 5 Sätzen (4 Tracks): Eine Paduane (Pavane), ein langsamer Schreittanz gefolgt von der zugehörigen Galliarde, einem kämpferischen Tanz, dann eine Courant (Corrente) als Mittelsatz, gefplgt von einem Tanzpaar, nämlich einer (schnelleren) Allemande und einer abschließenden „Tripla“, die das Thema der Allemande aufgreift und im Dreiertakt verarbeitet. Das Ganze also schon von der äußeren Form erkennbar kurzweilig.

  • Vorgeschlagen wird eine Aufnahme mit dem bekannten Ensemble Hesperion XX des nicht minder bekannten Jordi Savall, konkret der Übernahme der 2002 bei Virgin Veritas (Erato/Warner) erschienenen Doppel-CD „A Musical Banquet“ (Längen 1:17:09 bzw. 1:16:39), einer Wiederauflage von drei LPs aus den Jahren 1983 und 1978 aus der seinerzeit hochangesehenen EMI-Serie Reflexe - Stationen europäischer Musik. Unter YouTube kann auf die Suche nach „banchetto musicale“ aus der erscheinenden Liste das Sammelergebnis „Schein - Banchetto Musicale/Scheidt - Ludi Musici“ mit angekündigten 50 Tracks ausgewählt werden („Komplette Playlist ansehen“). Dies führt zu der bislang kaum abgerufenen YouTube-Adresse https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_mW9QC7aI2gHwWVEJrqqyZiJ5gMJzcahcc mit, wie angekündigt, 50 Einzeltracks, die dann nach Auswahl von „Alle ansehen“ der Reihe nach durchgespielt werden. Die ersten 17 Titel bringen die besagten vier Tanzsuiten und ergänzend ein Stück aus dem „Cymbalum Sionium“ (1615) von Schein.

  • Die folgenden 16 Tracks bieten dann eine Auswahl von Orchesterstücken des dritten der großen Drei des mitteldeutschen Frühbarocks, Samuel Scheidt (1587-1654), und zwar aus seinen Ludi musici (1621). Auch hierbei handelt es sich weitgehend um kurzweilige Tanzstücke, vielfach auch um persönliche Adaptierungen und Variationen Scheidts von Standardthemen der damaligen Zeit.

  • Die letzten 17 Tracks stellen ausgewählte Canzonen (Canzoni da sonare) aus der Zeit von 1597 - 1615 der italienischen Vorläufer bzw. Zeitgenossen Andrea Gabrieli (1510-1586), Giovanni Gabrieli (1555-1612) und Giuseppe Guami (etwa 1540-1611) vor, die die venezianische Basis des mitteldeutschen musikalischen Frühbarocks markieren. Auch hierbei handelt es sich um sang- und tanzbare Orchesterstückchen zu musikalischen Motiven, die weitgehend seinerzeit als Standards angesehen wurden; wenngleich in etwa aus derselben Zeit wie die dargestellten Werke von Schein und Scheidt kommen die Kompositionen von Guami und den Gabrielis teils etwas altertümlicher daher. Erwähnenswert scheint mir der - für Venedig und speziell für die Gabrielis bekannt - fleißige Einsatz der Bläser (Blech und Zinken) zu sein, die viel zum flotten und feierlichen Gepräge beitragen (vgl. z.B. Nr. 47, Canzon XXVII).

  • Bei insgesamt 50 Stücken in gut 150 Minuten mit unterschiedlichen Tempi und Rhythmen kann man sich schon vorstellen, dass es nicht recht langweilig wird, zumal das übersichtliche Orchester mit Originalinstrumenten eine breite Palette von verschiedenen Klangbildern bereitstellt. Da die Musik selbst und auch die Aufnahme hervorragend einzuschätzen ist - ich nutze das CD-Album regelmäßig -, wird die bislang geringe Zahl von Aufrufen wohl eher an der umständlichen Adressierung und möglicherweise an der abschreckend hohen Zahl von einzelnen Tracks.