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Als besonders eindrucksvolles weiteres Werk von Heinrich Schütz wird auf die „Historia der fröhlichen und siegreichen Aufferstehung unseres einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi“ von 1623 hingewiesen. Dieses deutlich vor den Exequien entstandene Werk kommt noch erheblich altertümlicher daher und schwankt immer zwischen rezitativen Abschnitten des Evangelisten im Ton des Gregorianischen Vortrags, also rhythmisch und hinsichtlich der Dauer der einzelnen Töne zwar definiert, aber ohne klare Taktabgrenzung, und durchkomponierten Teilen, sei es bezüglich der Begleitung zu eher rezitativen Teilen oder chorisch angelegten Abschnitten. Das mag gewöhnungsbedürftig sein, hat aber jedenfalls auch seinen eigenen Reiz und ermöglicht den Zugang zu der eigenartigen inneren Logik dieser alten Form.
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Die hier empfohlene bei YouTube zugängliche Aufnahme ist: Schütz: Auferstehungs Historie - Ricercar Consort, https://www.youtube.com/watch?v=1ZW7wi4kaF4; Gesamtdauer 43:10, eingestellt 2019, aktuell nur knapp 5.000 Aufrufe - also schon etwas speziell. Die Aufnahme ist 1998 zusammen mit SWV 478 unter dem Label Ricercar als Nr. XII der Serie Deutsche Barock Kantaten erschienen. Besonderheit dieser YouTube Präsentation ist wiederum der als Partitur mitlaufende Notentext, dabei ist die Mischung der Darstellung in alter Schreibweise für die Rezitative im gregorianischen Ton und in moderner Schreibweise lehrreich, wie auch die Aufzeichnung der Begleitung neben den ausgeschriebenen Stimmen der drei Gamben als bezifferter Generalbass (realisiert mit Orgel, 4. Gambe und Theorbe).
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Als mitgefilmte Aufnahme ist die ziemlich frische Aufführung der Hochschule für Musik Dresden Carl Maria von Weber zu empfehlen: Schütz: Auferstehungshistorie SWV 50, Bach: Christ lag in Todesbanden, Rademann, Dresdner Kammerchor, https://www.youtube.com/watch?v=Ao8md2MTLRw, Gesamtdauer: 1:03:47, eingestellt 2021, aktuell rd. 8.000 Aufrufe. Eine sehr schöne Einspielung mit etwas breiterer Aufstellung im Chor wie auch im Orchester und u.a. dem ausgezeichneten Georg Poplutz als Evangelist; natürlich kann man bei der mitgefilmten Aufnahme deutlich leichter mitschwingen. Mit gleichem Dirigenten und Evangelisten, sowie ebenfalls dem Dresdner Kammerchor, ansonsten aber eine unterschiedliche Aufnahme ist in der neuen Gesamtausgabe bei Carus, dort Vol. 9, CD 12, enthalten (ist auch bei YouTube zu hören: Suche nach „schütz auferstehungshistorie“, führt zu https://www.youtube.com/results?search_query=schütz+auferstehungshistorie, dann Auswahl: „Schütz: Auferstehungshistorie (Complete Recording Vol. 9)“. In der erscheinenden Liste läuft dann SWV 50 ab der Nr. 3, „I. Introitus. Die Auferstehung“, https://www.youtube.com/watch?v=pqVIMwkzAAI&list=OLAK5uy_larIgyj3qs09r_Cu-rBDdpQnw8aciydyQ&index=3, bis Nr. 12, „X. Conclusio“). Insbesondere ist bei der Live-Aufzeichnung bei YouTube auch noch die Bach-Kantate BWV 4 in beeindruckender Form enthalten. Neben dem spezifischen Reiz der Live-Aufführung spricht für diese Einspielung auch die Angabe der zeitlichen Einsprungadressen im Kommentarteil, hier nur für die Auferstehungshistorie wiedergegeben: 00:05 Introitus. Die Auferstehung unseres Herren Jesu Christi 01:16 Da der Sabbath vergangen war (Der Ostermorgen) 10:09 Maria aber stund für dem Grabe (Jesus erscheint der Maria Magdalena) 16:27 Die Weiber aber gingen hinein (Der Jüngling im Grabe) 19:01 Und da sie gingen (Jesus erscheint den Frauen) 20:29 Da sie aber hingingen (Rat der Hohenpriester) 22:33 Und siehe, zweene aus ihnen gingen (Jesus erscheint den Emmausjüngern) 32:58 Es war aber am Abend des selbigen Sabbaths (Jesus erscheint den elf Jüngern) 39:01 Und abermal sprach er zu ihnen (Der Sendungsbefehl) 40:44 Conclusio. Gott sei Dank, Victoria!
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Für an Klassik und Romantik gewöhnte Ohren vielleicht noch befremdlicher als möglicherweise schon die genannten Aufnahmen mag eine weitere sein, bei der die Intonation der tragenden Rolle, des Evangelisten, im byzantinischen Stil erfolgt. In der Sache mag dies weniger abwegig sein, als es auf den ersten Blick erscheinen könnte: Schütz hat das Komponieren maßgeblich in Venedig gelernt, und Venedig hatte immer schon eine besondere Beziehung zum orientalischen Teil des Mittelmeers; also: Schütz/Schein: La Tempête op Festival Oude Muziek Utrecht - Live concert HD, https://www.youtube.com/watch?v=gq2Yt3qH12w; Gesamtdauer 1:15:24, eingestellt 2021, bislang unter 10.000 Aufrufe. Dies ist wieder einmal ein Live-Mitschnitt eines Konzertes beim jährlichen Festival für Alte Musik (Festival Oude Muziek) in Utrecht, hier vom 01.09.2021 in der Jacobikirche in Utrecht, mit La Tempete unter Simon-Pierre Bestion und mit Georges Abdallah, Byzantinischer Gesang, als Evangelist. Zwischengeschaltet in Schütz’s Ostermusik sind hier einige geistliche Madrigale von Schein aus seinem „Israelsbrünnlein“, das weiter unten noch im Detail angesprochen wird.
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Am Rande sei noch ein kurzer Film bei YouTube angeführt: Kompositionsweise von Heinrich Schütz, https://www.youtube.com/watch?v=hXnuUQ6ODmg, Gesamtdauer 07:20, eingestellt 2015, rd. 7.500 Abrufe, der in einfacher Form grundlegende Hinweise gibt, wenngleich weiter unklar bleibt, wie es möglich war, dass aus dem stockkatholischen Venedig ein maßgeblicher und unwidersprochener Beitrag zur Musik des urevangelischen Mitteldeutschlands gewonnen werden konnte. Auch speziell zur Einspielung der Auferstehungshistorie mit Rademann und dem Dresdner Kammerchor gibt es auch einen ggf. sehr hilfreichen Erklärungsfilm bei YouTube: Musiker über Schütz Auferstehungshistorie SWV 50 / Dresdner Kammerchor, https://www.youtube.com/watch?v=4j2xE8vHJ48, Gesamtdauer 13:55, eingestellt 2021, knapp 2.000 Abrufe bis jetzt. Natürlich richten sich diese Anregungen auf der Meta-Ebene der Musik weniger an kleine Kinder, sondern bieten allenfalls den Erwachsenen Unterstützung dabei, Kindern die Musik nahezubringen.